[WDR-Homepage]
[Fernsehen][Nachrichten][Programmplan]
[Radio]
ZurückInhaltWeiter
.Die Relativitätstheorie - einfach erklärt.Quarks&Co.Vorschau.Aktuell.Archiv

Der gekrümmte Raum

Einsteins Theorie - und der erste Beweis

Einstein selbst schlug einen Test seiner Behauptung vor, die Raum-Zeit sei in der Nähe großer Massen gekrümmt: Wenn ein Lichtstrahl eng an der Sonne vorbeiliefe, dann müsse er zur Sonne hin abgelenkt werden und nicht, wie man bislang glaubte, absolut kerzengerade laufen. Er gab selbstsicher (im Juni 1911 in Prag) einen Wert an: 1.75 Bogensekunden. Wann hätte man einen solchen Stern aber beobachten können, überstrahlt die Sonne doch am Tag den Sternenhimmel. Einzige Beobachtungsmöglichkeit: bei einer totalen Sonnenfinsternis!

In seiner Berliner Zeit als ordentliches, hauptamtliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften ab dem 1. April 1914 arbeitete Einstein eng mit dem Physiker und Astronomen Erwin Freundlich zusammen. Ihn hatte er von der Idee begeistert, die experimentelle Herausforderung anzunehmen und eine Expedition nach Russland zur Sonnenfinsternis am 21. August 1914 vorzubereiten. Doch der Erste Weltkrieg machte diese ehrgeizigen Plänen zunichte - am 2. August machte das Deutsche Reich mobil - und Erwin Freundlich geriet in russische Gefangenschaft.


Fotografie der verfinsterten Sonne am 29. Mai 1919 mit den umgebenden Sternen
Einstein war sehr unglücklich über die wissenschaftliche und politische Situation. Er litt unter dem Stillstand und der Ablehnung seiner Theorien. Außerdem wurde die einzige Vertraute, die er umsorgte und stets über alles informierte, sehr, sehr krank: seine Mutter Pauline Einstein. Sie litt an Krebs und hielt sich damals in Luzern in einem Sanatorium auf.

Dann beschloss nach Kriegsende die British Royal Society eine Expedition zu den Isle of Principe im Golf von Guinea, West Afrika, zur Finsternis am 29. Mai 1919, um Einsteins Vorhersage zu bestätigen. Der britische Astrophysiker Sir Arthur Eddington leitete das Unternehmen. Es mussten also "nur" die Sterne während der Finsternis mit den Sternkarten ohne Sonne verglichen werden - fertig war der Test der Relativitätstheorie! Am 6. November veröffentlichte Eddington die Messergebnisse für den ersten harten Test: eine wissenschaftliche Sensation - Einstein hatte Recht. Die englischen Zeitungen überschlugen sich, nur in Deutschland blieb alles ruhig. Erst am 20. Februar 1920 beraumte Max von Laue eine außerordentliche Sitzung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in Berlin ein. Der Hörsaal war stark besucht, und Laue zeigte die Fotografie der vom Mond verfinsterten Sonne. Der Saal war verdunkelt, die Kollegen sahen die Aufnahme, keine zwei Minuten. Dann wurde das Licht wieder angezündet, es war kurze Stille - und alle wussten: Einstein hat Recht. Im Augenblick des größten Triumphes war aber einer nicht dabei - Einstein selbst. Er war in seiner Wohnung, bei seiner Mutter - sie starb exakt an diesem Tag.

Heinz Greuling

[Seitenanfang]
(c)  1999 Westdeutscher Rundfunk

Sendedatum: 09.11.1999